Kritik zum Konzert am 14. November 2015

Herausragende barocke Kostbarkeiten

Ensemble „Vocabile“ und Kammermusiker von St. Matthäus präsentieren unter der Leitung von Ralf Albert Franz mit Solisten ein fulminantes Konzert

von Theresia Wildfeuer

Foto: Theresia Wildfeuer
Foto: Theresia Wildfeuer

Mit einem großartigen Chor- und Orchesterkonzert unter dem Titel „barocke Kostbarkeiten“ und der Leitung von Ralf Albert Franz haben Ensemble „Vocabile“ und Kammermusikensemble St. Matthäus mit den Sopranistinnen Elisabeth Jehle und Barbara Blumenstingl, Altistin Barbara Schreiner, Tenor Harald Wurmsdobler und Bassist Klaus Kuhn in der fast vollbesetzten evangelischen Stadtpfarrkirche St. Matthäus begeistert. Zur Aufführung kamen Schätze des Barock, die eher selten zu hören sind, das Requiem in f-Moll von Heinrich Ignaz Franz Biber und das „Miserere c-Moll“ von Johann Adolph Hasse.

Pfarrerin Ulrike Häberlein erinnerte zu Beginn an die Opfer des Terroranschlags in Paris. Das Gedenken an die Verstorbenen und eigene Endlichkeit stehe am letzten Sonntag im Kirchenjahr im Mittelpunkt. Das Biber-Requiem gelte allen Verstorbenen, vor allem den Betroffenen in Paris. Beim „Miserere“ handle es sich um eine Vertonung des 51. Psalms. Sie würdigte das Engagement des Ensembles und von Dekanatskantor Ralf Albert Franz, die ein besonderes Konzert mit prächtiger Barockmusik zur Aufführung brächten.

Musiker und Sänger wollten das Konzert dem viel zu früh verstorbenen Tenor- und Chorsänger Martin Rinesch widmen, der am 3. Oktober im Alter von 28 Jahren verstarb, sagte Ralf Albert Franz. Sie vermissten nicht nur den Sänger, sondern auch den Menschen Martin Rinesch.

Mit dem Introitus und Kyrie sowie dem zweiten Satz „Sequentia“ aus dem Biber-Requiem gaben die Musiker um Konzertmeister Erasmus Betz (Violine), Doris Trawöger, Andrea Danzig-Fuchs, Daniela und Florian Beer, alle Viola, Leonhard Franz (Violoncello), Oscar Kappelmeyer (Kontrabass) und Claudia Seibold sowie Chor und Solisten unter der Regie von Franz einen beeindruckenden Auftakt. Klangvoll gesungene Soli mit geteiltem Sopran, kräftiger fünfstimmiger Chor und faszinierende Instrumentalmusik prägten auch Offertorium, Sanctus und das sehr feierlich vorgetragene „Agnus Dei et Communio“, das fröhlich-zuversichtlich ausklingt.

Bibers Requiem gehöre zu den eindrucksvollsten Vertonungen der Totenmesse des 17. Jahrhunderts, betonte Franz, der exakt dirigierte. Die dunkle Klangfarbe des Molls werde durch die instrumentale Besetzung verstärkt. Die bildhafte Sprache des Textes setze der Komponist mit vielfältigen musikalischen Mitteln um. Klage und Trauer kämen in Seufzer-Motiven und ständigem Wechsel zwischen Moll und Dur, Leiden und Zuversicht, zum Ausdruck.

Nach einer „Canzona in d“ von Johann Caspar Kerll, die Claudia Seibold einfühlsam an der Orgel vortrug, setzten die Interpreten mit dem „Miserere“ von Hasse einen weiteren glanzvollen Höhepunkt. Ein energiegeladener vierstimmiger Chor, fröhliche, berührende Streicher-Figuren und Querflötenklänge von Barbara Blumenstingl und Heike Schlierf sowie faszinierende Soli dominierten das kaum bekannte Werk dieses Meisters des Barock aus Arien, solistischen Ensemblesätzen und Chorstücken.

Die Komposition erhielt im vierten Satz „Libera me“ mit der Bitte „errette mich vor blutigem Anschlag“ mit den schrecklichen Geschehnissen in Paris traurige Aktualität. Musikalisch standen aber nicht Düsterkeit und Entsetzen, sondern ein tröstender Grundton, Andacht und Zuversicht im Zentrum.

Mit einem herausragenden „Amen“ klang das fulminante Konzert aus. Das begeisterte Publikum spendete minutenlangen tosenden Applaus. Viele Besucher bedankten sich persönlich bei Ralf Albert Franz und den Interpreten.